Stress und Hektik bleiben im Tal

Ihren Arbeitsplatz möchte Maria Anthamatten um keinen Preis tauschen. Kein Wunder: Als Hüttenwartin der Mischabelhütte gehören für die Saas-Almagellerin wunderbare Sonnenaufgänge zur Tagesordnung.

Es gibt wohl nicht viele Spülbecken auf der Welt mit so einer Aussicht. Wenn das Team um Maria Anthamatten abends das Geschirr abwäscht, taucht die Abendsonne die umliegenden Viertausender in ein rotes Licht. Dann weiss die 38-jährige Saas-Almagellerin: «Es ist ein riesiges Privileg hier oben zu sein. » 2021 nimmt sie ihre elfte Saison auf der Mischabelhütte in Angriff. Ein Knochenjob auf 3’340 Meter über Meer: Morgens um 2.30 Uhr bekommen die ersten Bergsteiger das Frühstück serviert. Für sie ist die Hütte mit ihren Betten Basislager für Touren auf die umliegenden Viertausender wie etwa dem Nadelhorn oder der Lenzspitze. Für Maria und ihr Team ist zwischen Mitte Juni und Mitte September Arbeitsplatz und zuhause in einem. Viel Zeit für Privatsphäre bleibt da nicht. Die Arbeitstage sind lang: Nicht selten ist erst um 22.00 Uhr Feierabend. «Klar sind die Tage sehr intensiv», sagt Maria. «Aber mit dem richtigen Team kommt es mir hier oben meist gar nicht wie Arbeit vor. »

Die Begeisterung für den Hüttenbetrieb und der Bergwelt wurde Maria quasi in die Wiege gelegt: Grossvater Alfred Anthamatten war Bergführer und bewartete die Almagellerhütte. Diese wird nun von ihrem Onkel Hugo und Cousin Gabriel geführt. Schon als Kind half Maria auf der Almagellerhütte aus. Die ausgebildete Krankenschwester, welche über die Wintermonate im Spital Visp arbeitet, bewarb sich für die Mischabelhütte und bekam prompt den Zuschlag.

Die Arbeit auf der Hütte ist hart und trotzdem ist für Maria Anthamatten jeder Tag ein Privileg.

Solarstrom und Eiswasser
Auch für Wanderer ist die Mischabelhütte ein lohnendes Ausflugsziel: Der Zustieg über den abwechslungsreichen aber anspruchsvollen Weg nimmt ab der Bergstation der Hannigbahn drei Stunden in Anspruch. Exponierte Stellen auf dem Hüttenweg sind mit Drahtseilen sowie einer Leiter versehen. Für die Stärkung auf der Hütte sorgen Maria und ihr Team mit Menüs, die sie auf einem Gasherd zubereiten. Eine Solaranlage versorgt die Hütte mit etwas Strom. Für Küchengeräte reicht es aber nicht aus. Auch die Wasserversorgung ist ein Knochenjob: Im Frühling gräbt das Team bis zu fünf Meter tief durch den Schnee auf den Gletscher oberhalb der Hütte. Von hier führen Leitungen das Eiswasser zu den 20’000 Liter fassenden Tanks bei den Gebäuden hoch über Saas-Fee. Trotz der harten Arbeit schliesst Maria jeden Herbst die Fensterläden der Mischabelhütte mit Wehmut: «Es ist ein riesiges Privileg, die Sommer hier oben verbringen zu können », sagt die Saas-Almagellerin. Alleine die Sonnenaufgänge würden für all die Mühen entschädigen; «Es ist, als würde ich Stress und Hektik im Frühling im Tal lassen.»

Saaser Hüttentour
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