Skispass auf dem laufenden Band

Wenns draussen kalt wird und die Sonne in den Bergen mit uns um die Wette lacht (und das tut sie im Wallis ja häufig), dann ist es an der Zeit, Skis und Snowboards aus dem Keller zu holen und ab auf die Piste. Voller Vorfreude starten wir in die Skiferien oder in verlängerte Wochenenden mit dem Vorsatz, jede Minute auf der Piste zu nutzen.

Doch wir haben die Rechnung ohne Petrus gemacht. Der ist nämlich ausgerechnet dann furchtbar schlecht gelaunt, lässt es winden, schneien und verteilt den Nebel so über das Skigebiet, dass an
einen Skitag nicht zu denken ist. Ab dem 22. Dezember ist das in Saas-Fee allerdings kein Grund mehr um Trübsal zu blasen: Auf der Indoor-Skiing-Anlage im Hotel Metropol, mitten im Dorf, kann man zwar keine Spuren in den Neuschnee zeichnen, aber genauso elegante Kurven ziehen, wie auf der Piste.

 

«Die Indoor-Anlage hat vor allem bei schlechtem Wetter Potenzial», ist sich auch Betreiber Fabian Hess bewusst. Doch er wollte, zusammen mit seinem Geschäftspartner, den Gästen in Saas-Fee die Möglichkeit bieten, bei jedem Wetter dem Skisport frönen zu können. Er ist überzeugt, damit das Freizeitangebot im Dorf aufwerten zu können.

Wer sich jetzt aber denkt «oh, ich pack meine Skier, gehe ins Metropol und hallo Pistengaudi», der hat sich geschnitten. Ganz so einfach ist das nicht, lasse ich mir bei meiner Besichtigung von Fabian Hess erklären. «Mit normalen Skiern kann man hier nicht fahren». Es brauche kürzere Skis wegen dem eingeschränkten Radius, den man auf so einer Rampe fahren kann. Ausserdem sind die Skier speziell präpariert: «Wir müssen die Kanten brechen, sonst geht der Teppich kaputt», sagt Hess, während er sich elegant den Teppich hinunter schwingt. Der Teppich an sich funktioniert nicht anders als ein Laufband für Skifahrer. Die Neigung ist etwas grösser und kann zwischen 9 und 22 Prozent variiert werden. Auch das Tempo des Teppichs kann Hess verändern. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 24 khm/h. Hess führt es vor, hält sich aber unten an der Sicherheitsstange fest. «Ich habe selber noch nicht so viele Stunden auf diesem Teppich und wenn ich die Fernbedienung selber in der Hand habe, ist mir das zu gefährlich.» Denn sollte er hinfallen, könnte er das Gerät aus Versehen fallen lassen und den Teppich nicht mehr stoppen.  Wie das enden würde, will man sich gar nicht ausmalen. «Die Benutzung des Teppichs erfolgt immer mit einem Instruktor, der die Fernbedienung in der Hand hat und im Notfall den Teppich stoppen kann.» So seien auch noch keine Unfälle passiert.

Ebenfalls aus Sicherheitsgründen, können maximal acht Personen gleichzeitig aufs Band. «Die müssen aber schon sehr geübt sein», meint Hess und sagt weiter, dass etwa ein Schnitt von vier Personen gleichzeitig auf dem Band die Regel ist. «Man bucht immer eine Stunde und kann sechs mal zehn Minuten aufs Band.» Da zehn Minuten am Stück auf dem Band doch ziemlich schweisstreibend sein können, bleibt der Restaurationsbetrieb in der ehemaligen Disco bestehen. So kann man gemütlich etwas trinken und zwischenzeitlich den Skifahrern auf der Rampe zuschauen. Diese schauen sich übrigens auch selber zu. Unten an der Rampe befindet sich nämlich ein grosser Spiegel – etwa so, wie man es aus einem Ballettstudio kennt. Mich interessiert, was das soll.

Hess erklärt: «Wenn man auf der Piste ist, dann muss man antizipieren. Man fährt vorausschauend und kann seine Geschwindigkeit und den Fahrstil der Piste anpassen. Das fehlt auf dem Teppich. Hier muss man reagieren. Das geht aber nur, wenn man sich selber sieht und sieht, welche Bewegung man gerade macht.» Ich finde das irgendwie einleuchtend.

Einleuchtend klingt auch, dass man Kooperationen mit der Skischule anstrebt, die mit ihren Anfängern die ersten Kurven auf dem Teppich üben können. Das habe verschiedene Vorteile, ist Hess überzeugt: «Die Analyse der Bewegungen ist dank dem Spiegel sofort nachvollziehbar, man muss nicht einen Film drehen und danach anschauen.» Ausserdem können sich die Neo-Skifahrer am Sicherheitsbalken unten an der Rampe festhalten, bis sie etwas das Gefühl für die Skier bekommen haben. Und ich staune, als Hess mir sagt, dass ein Ski-Neuling, der vorher noch nie auf den Skiern gestanden hat, nach zehn Lektionen auf dem Teppich bereits eine blaue Piste hinunterfahren kann.

Eine weitere Kooperation plant Hess mit einem lokalen Sportgeschäft. «Wir können hier zwar keine Skier testen, aber die Skischuhe kann man problemlos ausprobieren.» Man merke dann relativ schnell, wo der Schuh drückt – oder eben auch nicht.

Weiter liebäugelt Hess natürlich auch mit dem Rennsport. Gerade für die Junioren sei der Teppich trotz Sommerskigebiet ein guter Ort um zu trainieren und an der Technik zu feilen und nicht zuletzt streicht er, der selber auch FIS-Rennen gefahren ist, heraus, dass eine solche Indooranlage auch einen therapeutischen Zweck haben kann: «Ich weiss von jemanden, der machte nach seiner vierten Knieoperation die ersten Versuche auf den Skiern auf einem Teppich.» Dabei sei der Patient mit einem Seil gesichert worden, für den Fall, dass sein Knie nicht halten sollte. Doch es hat geklappt und «als er wieder auf die Piste ging, wusste er, er kann alles geben, das Knie hält».

Der Skiteppich bleibt für Hess aber nicht das einzige Thema. Seine Vision sei ein Crossfit-Treff, im Sommer mit Slackline im Garten.

Geöffnet ist der Skipoint ab dem 22. Dezember täglich von 15 bis 22 Uhr. «Bei schlechtem Wetter gelten allerdings längere Öffnungszeiten», meint Fabian Hess mit einem zwinkern.

Für weitere Informationen oder Anfragen für Gruppenanlässe/Miete kontaktieren Sie das Team im Internet auf  www.swissindoorskiing.ch, telefonisch unter 027 958 58 58 oder über mittschdri@metropol-saas-fee.ch  und auf Instagram unter #mittschdri

Monika Kessler

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