Grubenalp-Rothorn-Gletscherseewini: Ein verborgenes Juwel im Saastal

Vom oberhalb von Saas-Balen gelegenen Äusser Rothorn lässt sich die Schönheit der gesamten Mischabelkette erfassen. Der Panoramablick vom Gipfel reicht vom Allalin über die Riesen Alphubel, Täschhorn, Dom und Lenzspitze weiter zum Nadelhorn, Stecknadelhorn und Hohberghorn bis hinab zum Dürrenhorn. 

Der Aufstieg
Von der Grubenalp erreicht man nach einer zweistündigen, nicht allzu anstrengenden Wanderung den 3147 Meter hohen Gipfel. Für den Weg zur Alp haben Sie verschiedene Optionen. Sie können von Saas-Balen aus den steilen Anstieg in zweieinhalb Stunden absolvieren. Alternativ können Sie den Wanderweg von Saas-Grund nehmen, der ebenfalls zweieinhalb Stunden dauert, aber dank des höher gelegenen Ausgangspunkts deutlich einfacher ist. Wenn Sie das Auto bevorzugen, können Sie die Bergstrasse ab Saas-Balen nehmen. Deren Nutzung kostet 10 CHF Maut, die Tickets sind am Automaten auf dem Parkplatz in Saas-Balen erhältlich. Eine entspanntere Option mit schöner Aussicht bietet die Gondelbahn Kreuzboden. Der anschliessende eineinhalbstündige Fussmarsch Richtung Norden führt Sie über meist flaches Gelände zur Alp – ein herrlicher, verschlungener Weg, den ich nur empfehlen kann.


Anlagen und Unterkünfte
Die auf 2300 Metern gelegene Grubenalp-Hütte gehört dem SAC an. Wenn Sie hier übernachten möchten, können Sie die gemütliche kleine Hütte über https://sac-saas.ch/grubenalp/ buchen. Momentan gibt es hier Doppelstockbetten für acht Personen. Sie können die Hütte auch für den ganzen Tag buchen und die gut ausgestattete Küche, den Ofen und Grill sowie die Picknicktische und das WC nutzen.

Erst die Alp, dann der Gipfel
Ich bin ein grosser Fan der Grubenalp, weil man hier die langen Sonnenuntergänge geniessen kann, die uns unten im Saastal fehlen. Dieses Jahr haben wir die Hütte zur Sommersonnenwende für eine Geburtstagsparty gemietet. Wir haben uns im goldenen Sonnenlicht geaalt, bis gegen halb zehn die letzten Strahlen hinter den Bergen verschwanden und die Abenddämmerung hereinbrach. Bei diesem jüngsten Abenteuer hatte ich meinen sechsjährigen Sohn und zwei Freunde, Dominic und Electra, dabei. Die Nacht haben wir unter freiem Himmel in der Nähe der Alp verbracht, um am nächsten Morgen in aller Frühe zum Gipfel aufbrechen zu können.


Der Weg zum Gipfel beginnt am Parkplatz nahe der Grubenalp und führt durch Wiesen, über einen Bach und an einer alten Steinmauer entlang, bis es hinauf zum Äusser Rothorn geht. Dieser Aufstieg ist nicht so steil wie zum Mittaghorn, sondern eher mit dem zum Almagellerhorn vergleichbar. Der Weg gewinnt schnell an Höhe und wird dann auch felsiger, während sich zur Seite eine ungewöhnliche Sicht auf das Fletschhorn bietet. In den Abschnitten, wo man etwas klettern muss, sorgen Stahlseile und Eisentritte für besseren Halt.  Wenn Sie sich dem Gipfel nähern, rücken allmählich die dahinter verborgenen türkis-grünen Gletscherseen ins Blickfeld. Diese sind an sich schon ein tolles Ziel für eine weitere Tagestour oder, wenn Sie der Herausforderung gewachsen sind, eine Verlängerung dieser Wanderung. Der Gipfel selbst ist leicht abgerundet und bietet reichlich Platz, um es sich auf flachen Felsen bequem zu machen und bei einem Mittagessen oder Snack die Aussicht zu geniessen.


Weiter zu den Seen
Da wir auch die Gletscherseen besuchen wollten, stiegen wir den Rothorngrat hinab. Das dauerte etwa dreieinhalb Stunden. Es gibt keinen Pfad vom Gipfel über den Grat und da man hier teils sehr exponiert ist, würde ich bei Höhenangst von dieser Route abraten. Man kommt auch zu den Seen, indem man zur Grubenalp zurückkehrt und dann die Bergstrasse nach oben nimmt. Das dauert etwa genauso lange wie der Weg über den Grat. Eine Weggabelung führt zum oberen oder unteren Gletschersee. Ich gehe am liebsten erst zum oberen See und folge dann dem Bach hinab zum unteren See. Hier gibt es keinen ausgewiesenen Weg, aber am breiten, flachen Flussbett entlangzulaufen, ist fast schon eine Erfahrung aus einer anderen Welt, da es oberhalb der Baumgrenze liegt und es hier keine Vegetation gibt. Doch das Beste kommt erst noch.


Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, wo man buchstäblich am Rande eines Gletschers am Wasser stehen kann. Die Eiswände hier bilden schroffe Klippen, die den See mit Schmelzwasser und Bruchstücken speisen. Auch wenn die Wassertemperatur im Sommer nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt, traute sich eine unserer Freundinnen hinein. Sie sagte, sie habe noch nie in so kaltem Wasser geschwommen, aber es sei ein wohltuender Schmerz gewesen. Jedes Mal, wenn ich dort bin, verweile ich stundenlang, weil es einfach ein ganz besonderer Ort ist. Man fühlt sich mitten im Saastal wie in Patagonien. Auch hier sind die Sommertage lang, wie auf der Grubenalp, man kann also gut eine Weile bleiben.
Als die anderen schon zum unteren See weitergingen, habe ich noch ein paar Fotos gemacht. Das blaugrüne Wasser im Vordergrund bildet den perfekten Rahmen für die Mischabelgruppe im Hintergrund. Es ist ein grandioser Anblick, der sich einem nicht jeden Tag bietet. 


Spass für einen ganzen Tag
Für unsere Besteigung des Äusser Rothorn mit anschliessendem Besuch der Gletscherseen brauchten wir zwölf Stunden, wobei wir uns reichlich Zeit zum Entspannen, Baden, Mittagessen und für einen Snack nahmen. Man könnte annehmen, dass es daran lag, dass wir einen Sechsjährigen dabei hatten – dabei war er sogar einer der besseren Wanderer der Gruppe. Wer in Saas-Fee aufwächst, ist eben schon als Kind gut im Training 🙂