Ein Plädoyer fürs Nichtstun

Manch ein Urlaubsprospekt kann einem ein schlechtes Gewissen einjagen. Die Action-Filme auf den Hompages von Feriendestinationen erst recht. Da werden die verrücktesten Dinge gezeigt: Unglaubliche Klettertouren, River Rafting, Seilparkabenteuer, Schluchtendurchquerungen, Downhill Abfahrten, die das Blut nur schon beim Betrachten gefrieren lassen. Es gibt unzählige von diesen Spektakulären Angeboten, die einem einen Adrenalinkick bescheren und den Urlaub unvergesslich machen sollen. Irgendwie wird mir das Gefühl vermittelt, dass zu einem richtigen Urlaub solch verrückte Dinge gehören. Doch als gehbehinderter Mensch ist dies nicht meine Welt.

Und dann habe ich eine spannende Studie entdeckt. Gemäss Forschungsstelle Tourismus der Uni Bern (Dr. Therese Lehmann) suchen bloss 9 Prozent der Feriengäste den Adrenalinkick. 60 Prozent suchen hingegen primär Erholung und Entspannung. Herunterfahren. Sich selber wieder spüren. Natur erleben. Zur Ruhe kommen. Gäste suchen nicht bloss den Kick. Selbst wenn die Werbung der Tourismusdestinationen den Feriensuchenden mit solchen Angeboten überhäuft. Klar, ein Actionfilm macht Eindruck. Die wohltuende Stille einer Kapelle filmisch einfangen zu wollen erscheint schwieriger.

Feriengäste suchen nicht bloss den Adrenalinkick. Zur ganzheitlichen Erholung suchen manche Touristen einfach Erholung oder auch spirituelle Angebote. Und das ist ebenfalls gut. Der beste Erholungseffekt sei übrigens da, wo wir das tun, was uns Spass macht. Da berichten uns die Wissenschaftler nichts Neues. Ich wünsche mir, dass jeder Gast in seinem Urlaub – ohne schlechtes Gewissen – tun oder lassen kann, was er will.

Vom Bayrischen Schriftsteller Thaddäus Troll stammt übrigens die inspirierende Feststellung: «Die Faulheit ist der Humus des Geistes.»