Die Stillen im Lande…

Man hat sich daran gewöhnt: Es reden immer die Gleichen. Ob im Verein, bei einer Versammlung, gewisse Menschen ergreifen immer das Wort. Andere sagen kaum einmal etwas. In der Psychologie geht man heute davon aus, dass wohl 50% der Menschen eher introvertiert sind. Die reden nicht, bevor sie eine Sache nicht gut überlegt haben. Denen ist es nicht wohl, vor vielen Menschen auftreten zu müssen. Doch da andere ja ständig das Wort ergreifen, müssen sie auch nichts sagen. Auch wenn sie wirklich etwas zu sagen hätten. Denn sie haben im Voraus viel bedacht, recherchiert, abgeklärt. Doch Andere reden einfach los. Denken kommt bestenfalls hinterher. Darüber können sich die Stillen im Lande wiederum aufregen. Aber sie sagen nichts. Meine Weiterbildung zu diesem Thema beschäftigt mich immer noch: Introversion. Introvertierte Menschen könnten die Gesellschaft nachhaltig verändern. Auf Leute, die sich ernsthaft viele Gedanken machen und Probleme hin- und her bewegen und ein unglaubliches Wissen haben, wollen wir doch nicht verzichten.

Auch in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee gilt es das Potential der Intros zu entdecken. Wahrscheinlich gehören hier mehr als 50% zu diesen Schweigern. Klar, man muss sie herausfordern. Ihre Meinung und ihre Gedanken erfragen. Und da meist Extros in leitender Funktion sind, tun diese gut daran, auf die Weisheit und das Wissen der Intros nicht zu verzichten. Die Stillen im Lande werden nicht ohne Grund als zuverlässig und vertrauenswürdig erkannt. Es geht mir nicht darum, die Redseligen, Verkäufer und entsprechend begabte Verantwortungsträger schlecht zu machen. Im Gegenteil. Doch auf das Potential der Stillen im Land wollen wir nicht verzichten.

„Unterschätze mich nicht, weil ich schweigsam bin.
Ich weiss mehr, als ich sage,
denke mehr als ich ausspreche
und beobachte mehr als du denkst.“

Michaela Chung