Overtourism oder doch nicht eher Undertourism?

Ich liebe die Sprache. Lese und schreibe viel. Allerdings ärgere ich mich manchmal über neue Begrifflichkeiten, die meist englisch gefärbt daherkommen. So diskutiert man in der Schweiz seit einiger Zeit über den Overtourisme. Auf deutsch hiesse dies „Übertourismus“. Doch dieser Begriff scheint wohl zu einfach, um „das Problem von offen zutage tretenden Konflikten zwischen Einheimischen und Besuchern an stark besuchten Zielen“ (Wikipedia) zu beschreiben.

Diesbezüglich wurde viel geschrieben vom Äscher Wildkirchli, jenem Berggasthaus im Alpstein, welches wegen den vielen Influencer (Beeinflusser)-Bildern auf Instagram völlig überrannt wurde. Venedig, Barcelona und teilweise auch Luzern kennen dieses Problem ebenfalls.

Allerdings kennen wir im Bergtourismus ein anderes Problem. Jürg Schmid, der langjährige Chef von Schweiz Tourismus spricht klar von einem Undertourism (Untertourismus). Auch die Freie Ferienrepublik Saas-Fee erträgt gut noch ein paar Gäste mehr. Denn nur wenn genügend Ferienhungrige herkommen, kann das Angebot mitsamt der nötigen Infrastruktur aufrecht erhalten werden. Ich bin überzeugt, das Saastal hat viel zu bieten. Einzigartige Panoramen, eine imposante Berg- und Gletscherwelt, Kultur, unvergessliche Erlebnisse und Gourmet vom Feinsten. Und, im Gegensatz zum Äscher Wildkirchli: Wir haben viel Platz in der Natur, in Restaurants, auf Pisten und in den authentischen Bergdörfern. Bei uns wird keiner überrannt.

Christoph Gysel

📷 von Thiele Sascha / Saastal Bergbahnen