„Die Macht der Nichtskönner“

Inkompetente Menschen, die sich für die Grössten halten, nerven. Sie blähen sich auf. Vorgesetzte und die Öffentlichkeit können sie beeindrucken. Sie werden gehört. Haben erstaunlichen Einfluss.

Da habe ich einen wissenschaftlichen Aufsatz über „die Macht der Nichtskönner“ gelesen. Unglaublich, wie einfach manche Menschen zu verantwortungsvollen Jobs kommen. „Keine Ahnung, dafür laut“ muss man in manchen Fällen sagen. Und genau da liegt das Erfolgsgeheimnis dieser Menschen. Mangelndes Wissen, fehlende Kompetenz, nichtvorhandene Führungsfähigkeiten werden durch selbstbewusstes und lautes Auftreten wettgemacht. Bei Männern komme dies übrigens öfter vor als bei Frauen. Natürlich sind solche selbstverliebten Narzissten, die weder das Wohl eines Unternehmens und schon gar nicht dasjenige ihrer Mitmenschen im Fokus haben, nicht angenehm. Alles dreht sich um sie selber. Sie sind überzeugt, die Besten, Fähigsten und Schönsten zu sein. Dazu müssen sie ständig im Zentrum stehen, respektive in den Medien erscheinen.

Warum diese „Nichtskönner“ zu ihrer Macht kommen und nicht enttarnt werden, ist ganz einfach zu erklären. Viele Menschen in ihrem Umfeld ziehen sich zurück. Sie scheuen die Konfrontation. Suchen lieber einen andern Job. Und so bleiben jene unangetastet in ihren Positionen. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung müsste aber ernst genommen werden. Sie ist eine Gefahr für den Betroffenen selber. Es kann zu einer schlimmen Depression führen. Es ist aber auch eine Gefahr für die Mitmenschen, die stark unter der manipulativen Art dieser Menschen leiden. Dazu wird Unternehmen grossen Schaden zugeführt, weil nicht deren Interesse im Zentrum steht.

In Politik und Wirtschaft könnte manches besser laufen, wenn Menschen im Umfeld solcher kranken Menschen, sich nicht einfach zurückziehen würden. Sich im Interesse der Sache an den Vorgesetzten wenden. Die Sache bei Mitarbeitern ansprechen. Auch an der Stelle wünschte ich mir mehr Zivilcourage.

Ich meinte bisher, dass die Freie Ferienrepublik Saas-Fee zu einer gesunden Selbstwahrnehmung verhelfen kann. Ein Aufenthalt inmitten der höchsten Viertausender. Die Begegnung mit der grossartigen Natur. Das Anfassen vom ewigen Eis. Das Spüren des Windes, des ältesten Saasers. Das sollte uns doch bescheiden machen. Aber das scheint auch eine der Illusionen zu sein, denen ich verfallen bin …

„Jedermann hat gerade soviel Eitelkeit, als es ihm an Verstand fehlt.“ Friedrich Nietzsche

Christoph Gysel