Schlimmer als die Ratten

Menschen können brutal sein. Nicht bloss gegen die Natur. Nein, auch gegen Artgenossen. Der Mensch ist fähig Mitmenschen schlecht zu machen, zu mobben, zu betrügen, zu missbrauchen, ja selbst zu foltern und zu töten.

Natürlich frage ich mich immer wieder, warum der Mensch das tut. Obwohl er ein Gewissen hat? Auch weiss, wie er selber behandelt werden möchte. Und realisiert, dass es den andern verletzt. Das Streben nach Erfolg, Anerkennung und Macht verleitet uns, den „Mitbewerber“ klein zu machen. Ihn zu plagen.

Beim US-Hirnforscher Robert Sapolsky habe ich einige interessante Dinge gelesen. So schreibt er über sehr gründliche Studien, die zeigen, dass Ratten wieder und wieder ein Pedal drücken, um eine andere Ratte aus einem engen Tunnel zu befreien. Die Ratte ist bereit, für die Befreiung der anderen Ratte zu bezahlen. „Menschen sind schlimmer als Ratten“ schoss es mir da durch den Kopf. In den vergangenen Tagen ist mir manches begegnet, was mich schockiert hat. Diffamierungen, Respektlosigkeiten, Verleumdungen, Mobbing, ungerechtfertigte Entlassungen, verletzende Behauptungen, Missbrauch bis hin zur Drohung dich sollte man erschiessen: Täter waren Menschen, nicht Ratten.

Und dann denke ich an so grossartige menschliche Fähigkeiten wie Mitgefühl, Barmherzigkeit, Geduld, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Könnte unser menschliches Miteinander nicht noch besser werden? Auch in der grossartigen Freien Ferienrepublik Saas-Fee. Wir sind doch nicht schlimmer als die Ratten?

Christoph Gysel