Aus der Geschichte lernen …

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ Der kürzlich verstorbene, grosse deutsche Politiker Helmut Kohl hat damit ein weises Wort hinterlassen. Die Geschichte ist wichtig, um sich selber und das Heute zu verstehen. Und dann auch sinnvoll die Zukunft zu gestalten. Der ehemalige Bundeskanzler hat mir damit aus dem Herzen gesprochen.

In den vergangenen Wochen prägte das Freilichttheater „Im Tal der Hoffnung“ das Leben der Freien Ferienrepublik Saas-Fee. Man wurde hineingenommen in alte Zeiten. In die nicht immer ganz einfache Geschichte des Saastales. Seeausbrüche, Lawinen, Missernten, Pest und kriegerische Auseinandersetzungen prägten die Zeit. Doch mit Gottvertrauen, Durchhaltewillen und Humor standen die Saaser immer wieder auf. Das Theater war ein voller Erfolg. Unglaublich, was die Schauspieler auf der neuen Naturbühne von Saas-Grund zeigten!

Spannend waren auch die Diskussionen hinterher. Manche Zuschauer und Spieler setzten sich plötzlich mit dem Geschehen von früher auseinander. Dass Katastrophen, bittere Armut und fehlende Pespektiven ganze Menschengruppen zum Auswandern bringen, scheint plötzlich nachvollziehbar. Das Festhalten am Glauben und an Gott, wenn alles andere entschwindet genauso. Das Zusammenstehen in Katastrophen haben die Vorfahren gelernt. Immer wieder aufzustehen, zu kämpfen, kreativ neue Wege zu finden, dazu wurden sie gezwungen. Trotz allem aber an Bewährtem festzuhalten wie Familie und Glaube, das gab ihnen Sicherheit.

Es ist gut, die Vergangenheit zu kennen, sie zu verstehen und daraus zu lernen, damit wir fähig sind, die Zukunft vernünftig, konstruktiv und gut zu gestalten. Unsere Geschichte ist die beste Inspiration dazu, ein gutes Leben zu führen.

Dietrich Bonhoeffer, der mit 39 Jahren von den Nazis ermordete Theologe, hat uns zu diesem Thema noch folgenden Gedanken hinterlassen:

„Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.“

Christoph Gysel