Wahrheit?

Wir leben im Zeitalter der Fake News. Leider. Politiker spielen sogar damit. Und lassen ihre Pressesprecher dann relativieren, dass dies keine Fake-News, sondern bloss „alternative Fakten“ wären. Warum muss man eigentlich lügen? Warum kann man nicht einfach die Wahrheit sagen? Zu Fehlern stehen. Tatsachen nicht beschönigen. Warum fällt dies so schwer? Ist es die menschliche Eitelkeit, die besser, schöner und erfolgreicher dargestellt werden möchte als es den Tatsachen entspricht?

Das öffentliche Eingeständnis eines Jägers, irrtümlich einen Wolf geschossen zu haben, brachte es in manchen Zeitungen auf die Frontseite. Die Geschichte war so unglaublich. So ungewöhnlich. Darüber musste man berichten. Dass da einer ehrlich zu seinem Fehler steht, ist ein Medienereignis.

Im goldenen Zeitalter der Fake News hat die Wahrheit normalerweise einen schweren Stand. Bloss, jeder von uns kann seinen Beitrag dazu leisten, dass dies nicht so bleiben muss. Üben wir die Ehrlichkeit. Halten es mit der Wahrheit. Bewundern nicht Menschen, die ihren Erfolg unehrlich erworben haben. Die durch Lügen und Diffamierungen in den Schlagzeilen und an der Macht bleiben. Auch nicht solche, die bei den Abrechnungen von Kurtaxen trixen und sich dann selbstherrlich auf die Schulter klopfen und mit Gewinnmaximierung prahlen. Nein, da ist mir der Gommer Jäger sympathischer.

„Die Wahrheit währt am längsten“ lehrt uns der Volksmund. Oder „Lügen haben kurze Beine.“ Vielleicht sind diese Wahrheiten im Zeitalter der Fake News etwas in den Hintergrund geraten. Aber an ihrer Richtigkeit ändert dies nichts. Der englische Politiker Winston Churchill meinte zwar: „Nur Kinder, Narren und sehr alte Leute können es sich leisten, immer die Wahrheit zu sagen.“ Politiker scheinen schon früher Schwierigkeiten mit der Wahrheit gehabt zu haben. Doch ist es sicherlich besser, ein Narr zu sein als ein unehrlicher Fake Newser. In diesem Sinne wünschte ich mir in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee gerne noch mehr Narren.

Christoph Gysel

„Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt.“

Marie von Ebner-Eschenbach