Tragseilverschiebung 3S Bahn Alpin Express

Habt ihr schon mal etwas von einer Tragseilverschiebung gehört? Vielen unter euch geht es da wohl ähnlich und wissen wenig bis nichts darüber. Zeit hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen:
Die Tragseilverschiebung ist eine Arbeit, die bei der 3S Bahn Alpin Express alle 9 Jahre anfällt. Sie dient in erster Linie der Kontrolle der Tragseile, sowie deren Reinigung und Pflege. Bei Pendelbahnen fällt diese Arbeit normalerweise alle 12 Jahre an.
Hinter einer Tragseilverschiebung steckt jede Menge Arbeit, welche ohne weiteres bis zu 5 Wochen in Anspruch nehmen kann. Für diese Tätigkeiten sind 4 Personen der Saastal Bergbahnen, sowie 6 Spezialisten einer externen Firma im Einsatz.
Der erste Arbeitsschritt ist die Reinigung des Seils. Dabei wird ein hydraulisch angetriebener Drahtbürstenwagen an einer Kabine angebracht und so die gesamte Strecke von 3000m pro Seil abgefahren, gereinigt und visuell geprüft.
Ist dieser Schritt erledigt geht es weiter mit der Tragseil-Prüfung. Eine äusserst wichtige Arbeit um Beschädigungen im Seil rechtzeitig aufzudecken und entsprechend handeln zu können. Mit einem speziellen Seilprüfgerät (Magnet-Induktiv) wird geprüft ob gebrochene Drähte im Seil vorhanden sind. Auf einem Computer werden anschliessend die genauen Werte ausgegeben und der Fachmann erkennt daran, wie gravierend vorhandene Beschädigungen sind. Würde die Beschädigung die Norm übersteigen, wäre ein Wechsel des gesamten Tragseiles die Folge. Ein Kostenaufwand von rund einer halben Million CHF pro Seil.
Sobald die Prüfung abgeschlossen ist, beginnen die Vorbereitungen für die Verschiebung der Tragseile. Dafür müssen als erstes die Seilreiter, auch Zwischenaufhängungen genannt, vom Zugseil entfernt werden. Im gesamten gibt es 18 Zwischenaufhängungen pro Fahrbahn. Diese bewirken, dass das Förderseil getragen wird und nicht durchhängt. Das Förderseil muss nach dem Entfernen der Seilreiter deshalb auch übergangsweise aufgehängt werden.
Nach diesem Schritt wird die Tal- und Bergstation für den Seileinzug vorbereitet. Es werden Klemmplatten, sowie Seilflaschen und Winden eingerichtet. Es handelt sich dabei um eine Art Flaschenzug (17-fach), welche die Last der Seile massiv verringert und den Seileinzug überhaupt erst ermöglicht.
Bei der Talstation wird ein Flaschenzug für 40 Tonnen eingerichtet, bei der Bergstation für 70 Tonnen. Im gesamten werden bei der Bergstation 27m Seil ausgelassen, welche dann bei der Talstation eingezogen werden. Die Stellen, welche über die Seilsättel rutschen, müssen mit speziellem Fett eingefettet werden um Reibungsschäden zu verhindern. Dieser Prozess ist enorm wichtig und dient dazu, dass die Seile nicht permanent an derselben Stelle (Seilsattel) grossen Reibungen ausgesetzt sind und dadurch beschädigt werden.
Ist alles erledigt, werden die Seilreiter wieder aufgehängt und die Schiebearbeit für das erste Seil ist damit abgeschlossen. Nun beginnt der gesamte Prozess nochmals für die restlichen 5 Tragseile.
Nach dem Verschieben aller Tragseile werden die Seile nochmals magnetinduktiv geprüft und anschliessend ein zweites Mal gereinigt. Somit sind auch die Teilstücke, welche sich vor dem Verschieben auf den Seilsätteln befunden haben, geprüft und sauber. Zum Abschluss der Arbeiten werden alle 6 Seile mit einem speziellen Seilöl geschmiert und geschützt. Die Seilölsprühvorrichtung wird wie die anderen Geräte hinten am Laufwerk montiert. So kann die gesamte Strecke befahren werden und die wortwörtlich letzte Ölung vollbracht werden.

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