„Entschuldigung!“ eine Floskel?

Ein spannender Abend mit Stammgästen. Diskussionen über Gott und die Welt. Plötzlich konfrontiert mich ein älterer Landwirt mit einer aussergewöhnlichen Frage. „Wir sagen so schnell „Entschuldigung“, kann man das überhaupt, sich selber entschuldigen? Ist dies nicht ein Widerspruch? Eine Floskel? Ich kann den andern doch nur darum bitten, mir mein Fehlverhalten zu verzeihen.“ Ich solle mir darüber einmal Gedanken machen. Und etwas dazu schreiben.

Wahrlich eine schwere Aufgabe. Das Entschuldigen ist heute Mode. Am liebsten bei Dingen, die wir selber nicht zu verantworten haben. Bill Clinton entschuldigte sich für den Sklavenhandel. Der Papst für die Kreuzzüge. Ich, der Gastgeber für das Wetter.

Allerdings ist die Bitte um Vergebung etwas anderes. Ein Eingeständnis persönlicher Schuld. Wer bereut, dem kann Vergebung zu Teil werden. Wenn ich Mist baue, einen andern verletze, kann ich nicht einfach ein „Entschuldigung“ murmeln und es ist damit ok. Um Entschuldigung bitten. Darum, dass der andere mir meine Schuld vergibt, das wäre wohl angebrachter. Oberflächliche „Sorrys“ helfen deshalb oft nicht weiter.

Warum nicht um Entschuldigung bitten? Sagen, dass uns etwas Leid tut? Ohne Aber und Erklärungen? Denjenigen, den ich verletzt oder enttäuscht habe ernst nehmen. Nichts beschönigen. Dazu stehen. Und dann um Entschuldigung bitten.

„Ich entschuldige mich“ kann arrogant verstanden werden. So nach: „Ich danke für das Verständnis.“ Bei meinen Recherchen habe ich nun allerdings festgestellt, dass das Verb „entschuldigen“ zwei Bedeutungen hat:

  1. Von Schuld freisprechen
  2. Um Vergebung bitten

Schön, wenn beides zusammen kommt. Ich wünschte mir, dass wir es lernen, ehrlich zu unsern Fehlern zu stehen. Und diese nicht schön reden, sondern um Vergebung bitten für Fehlverhalten. Und so echte Entschuldung und Entlastung erleben. Und dies würde doch wieder passen zu der Freien Ferienrepublik Saas-Fee …

 „… und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“

Jesus, Matthäus, 6,12

Christoph Gysel